Fachaufsatz erschienen im Wasserspiegel 1/97
Regenwassernutzungsanlagen mit Erdspeicher
sind die meist verbreitetsten Anlagentypen, mit steigender Tendenz. Trotz
höherer Einbaukosten bei einer Anlage mit Erdspeicher, insbesondere
bei Nachrüstung, überwiegen doch die Vorteile gegenüber
einer Kelleranlage.
Der Wunsch eines Bauherren Geld
zu sparen ist verständlich, trotzdem sollte dieser Wunsch nicht dazu
führen, daß wichtige Sicherheitsvorschriften vernachlässigt
werden und der Einbau eines Erdspeichers, oder seine Wartung, zum
Himmelfahrtskommando werden.
Der Einbau eines Erdspeicher sollte
ausschließlich von einem Unternehmen mit entsprechender Erdbauerfahrung
erfolgen (z.B. Tief- oder Gartenbaubetrieb). Der Installateur darf aber
nicht den Fehler machen, den Behältereinbau unbeaufsichtigt dem Erdbaubetrieb
zu überlassen, sondern sollte mit diesem Betrieb Hand in Hand zusammenarbeiten
und den Einbau überwachen, um spätere Überraschungen beim
Einbau der Technik auszuschließen. Häufig sind unbedarft eingebaute
Erdspeicher die Ursache für spätere Betriebsstörungen in
einer Anlage.
Die Sicherheitsvorschriften für Baugruben sind u.a. in der DIN 4124 festgelegt und müßten allgemein bekannt sein, auch wenn auf vielen Baustellen Gegenteiliges zu beobachten ist. So dürfte es sich zwischenzeitlich herumgesprochen haben, daß Baugruben, abhängig von Tiefe und Bodenklasse, mit bestimmten Böschungswinkeln zu erstellen sind, der Grubenrand gegen abrutschende Massen zu sichern ist und Personen in der Grube grundsätzlich einen Schutzhelm zu tragen haben. Auch müßte es bekannt sein, daß sich beim Einbringen eines Regenwasserspeichers in die Baugrube keine Personen unter schwebenden Lasten, oder in der Baugrube befinden. Beim Anschluß von Rohrleitungen an den Speicherbehälter dürfen sich keine Personen zwischen Gruben- und Behälterwand befinden. Man muß sich nur vorstellen, daß bei einer Grube von mehr als 2 m Tiefe über 4 Tonnen Erddruck bestehen, die beim Zusammenrutschen keine Überlebenschance für einen verschütteten Menschen lassen.
Besonders gefährdet sind Endverbraucher, die in Eigenleistung und schweißtreibender Handarbeit ihren Erdspeicher selbst einbauen, oft in Unkenntnis der bestehenden Gefahren. In den meisten Einbauanleitungen der Behälterlieferanten für Endverbraucher fehlen entsprechende Tips und Warnhinweise. Hier besteht noch ein erheblicher Handlungsbedarf. Wehe auch dem armen Heimwerker im Baumarkt, der von einem Endverbraucher, mit Kittel getarnt als Verkäufer, "fachlich" beraten wird.
Grundsätzlich sollte eine Baugrube
nach Einbringen des Speicherbehälters entsprechend den Einbauhinweisen
des Herstellers sofort bis in Höhe der Rohranschlüsse verfüllt
werden, um ein bequemes und gefahrloses Anschließen der Rohrleitungen
zu ermöglichen. Zuerst sollte immer der Überlauf eines Regenwasserspeichers
angeschlossen werden. Häufig erfolgt dieser Anschluß aus technischen
Gründen an den Kanal, wodurch das nächste Risiko entsteht. Kanalgase
können nun in den Regenwasserspeicher eindringen.
Zur Vermeidung dieses Risikos ist
der Speicherüberlauf grundsätzlich mit einem Geruchsverschluß
auszuführen und dieser sofort zu befüllen. Die Anfertigung eines
Geruchsverschluß aus handelsüblichen KG-Rohrbogen ist nicht
als ausreichende Sicherung anzusehen, da in solchen Bögen nicht genügend
Wasser steht und somit leicht ein Austrocknen des Geruchsverschluß
erfolgt. Speziell für Regenwasseranlagen gefertigte Überläufe
sind mit einem Skimmer ausgerüstet und weisen große Geruchsverschlüsse
auf, um das Risiko des Austrocknens zu minimieren. Diese Überläufe
können aber auch keine hundertprozentige Funktionssicherheit gewähren
bei überdimensionierten Speichern, oder in Jahren mit unterdurchschnittlicher
Niederschlagstätigkeit.
Bei Montage- und Servicearbeiten innerhalb von Erdspeichern wird häufig leichtsinnig gehandelt. Die Risiken in einem Speicher sind vielfach nicht bewußt. Es müßte eigentlich nicht mehr erwähnt werden, daß beim Einstieg in einen Regenwasserspeicher die gesamte Anlage vorher stromlos zu schalten ist. Anschließend ist grundsätzlich der Geruchsverschluß des Überlaufs mit Wasser zu füllen und der Speicher gut zu belüften (entgasen), um eine Gefährdung durch Kanalgase auszuschließen. Derart vorbereitet kann ein Einstieg in den Behälter beginnen, aber nie im Alleingang!
Stellen Sie sich vor, einer Person
widerfährt ein gesundheitlich denkbares Ungemach, wie z.B. Übelkeit,
oder Kreislaufschwäche. Eine solche Unpäßlichkeit oberirdisch
ist sicherlich unangenehm, aber meist harmlos. In einem Erdspeicher, ca.
2 m unter der Erde, würde dies aber nicht bemerkt werden und eventuell
notwendige Hilfe wäre in einem engen Speicher schlecht möglich,
oder käme gar zu spät.
Grundsätzlich sind Personen
in einem Erdspeicher durch entsprechende Geschirre und Leinen von einer
zweiten Person außerhalb des Speichers zu sichern, damit aus einer
harmlosen Unpäßlichkeit kein tödlicher Arbeitsunfall werden
kann. Nicht umsonst schreiben die Berufsgenossenschaften aufgrund der Erfahrungen
mit Arbeitsunfällen eine solche Sicherung vor. Häufig werden
solche Sicherheitsvorschriften leider mißachtet, solange bis der
Ernstfall eintritt. Das Risiko durch Kanalgase oder Sauerstoffmangel in
einem Erdspeicher möchte ich nicht weiter vertiefen, da ich davon
ausgehe, daß der Einstieg in einen Behälter entsprechend der
vorherigen Beschreibung vorbereitet wurde.
Die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften
verursacht Kosten, die im harten Wettbewerb auf dem Markt schwer durchsetzbar
sind. Ein niedriger Preis darf aber nie auf Kosten der Sicherheit und Qualität
gehen, denn sonst ist von einem Billigauftrag eines Tages garnichts übrig
geblieben, außer Trauer, negativen Schlagzeilen und einem Haufen
Schwierigkeiten, auch für den Bauherren.
Sicherheitshinweis : Geböschte
Baugruben
Mangelhaft gesicherte Baugrubenwände können einstürzen und die Beschäftigten erheblich |
Zur Sicherheit von Baugruben sind folgende Punkte zu beachten: